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BMW R 75/5, Bj. 1972, Blaumetallic

  

Und wieder habe ich eine 75/5 fertig restauriert. Ich habe sie allerdings nicht für mich gebaut, sondern für einen Bekannten, der so eine Maschine haben wollte.

Restaurationszeit Mai 2018 bis Juli 2019

Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen, weil die Maschine einfach geil fährt, gut aussieht und alle Blicke auf sich zieht.

Aber von vorn:

Im Mai 2018 rief der Bekannte mich an und erzählte von seinem Wunsch. Er hatte relativ klare Vorstellungen, wie Farbe, Baujahr, Kurzschwinge, Sitzbank mit Rehling, Lenkerhöhe etc.. Wir quatschten eine ganze Weile. Er betonte, dass er es nicht eilig hätte und möglichst viel Wert auf Originalität legt. Gut, ich hatte verstanden und gab ihm wiederum zu verstehen, dass ich mich nicht unter Druck setze und lieber alles ordentlich machen würde. Damit war er einverstanden.

Ich suchte also aus meinem Sammelsurium ein dementsprechendes Fahrzeug aus und machte mich an die Arbeit.

   

So sah das gute Stück aus. Ich hatte es vor einer ganzen Weile mit einer zweiten R 75/5 erworben. Wie man sieht, ist das wieder Haufen Elend. Aber auch diese Maschine sollte wieder fahren, wie bei ihrer Auslieferung 1972. Zerlegt war die Maschine recht schnell. Ich reinigte alles und begutachtete die Teile.

   

  

Alles wurde zur Überholung vorbereitet. Bevor ich mit den Strahl- und Pulverarbeiten begann, habe ich den Rahmen vermessen. Die Messung lag im Toleranzbereich. Es folgten kleine Reparaturen an den Knotenblechen und Gewinden. Außerdem mußte noch ein neuer Bolzen für den Seitenständer eingeschweißt werden.

Die weiteren Arbeiten gingen zügig voran. Ich gab die die Zylinderköpfe zum Überholen, ebenso mußte eine neue Mitnehmerverzahnung in das Antriebszahnrad des Kardans eingeschweißt werden. Die Kardanwelle schickte ich zur Montage eines neuen Kreuzgelenkes ein. Diverse Teile wurden gestrahlt, neu verzinkt oder pulverbeschichtet. Etliche Aluminiumteile, wie Felgen, Hebel etc. wurden poliert. Bis zum Sommerurlaub hatte ich viele Teile schon wieder zurück, trotzdem legte ich erst einmal eine Pause ein.

Die Veterama in Mannheim stand wieder an. Ich wollte am zweiten Oktoberwochenende noch einige Teile besorgen. Es fehlte noch ein Lampengehäuse und, wie fast immer, brauchbare Vergaser. Mein Ersatzteillager wurde immer kleiner, ich mußte also einkaufen. Ich fuhr mit einem geborgten Wohnmobil nach Mannheim. Zwischendurch hatte ich für mich etwas entdeckt.

   

Eine Honda CB 750 four K2, Bj. 1972. Die holte ich auf dem Weg nach Mannheim ab. Das ist eines meiner nächsten Projekte.

Ich wurde in Mannheim fündig und erstand gleich mehrere Lampengehäuse. Die Preise gehen so derartig auseinander, das man schon genau hinsehen muß, bei wem man kauft. Für normal halte ich, je nach Zustand, einen Preis von 100-150 €. Es gibt Händler, die wollen tatsächlich 300-400 €. Nun ja, jeder kann aber niemand muß, ist die Devise.

Nach der Rückkehr aus Mannheim ging es weiter mit der Restauration. Das Fahrwerk mit den Rädern war schnell zusammengebaut.

Ich mußte den Heckrahmen noch einmal nachrichten. Dazu arbeite ich mit vielen Spanngurten, die, je nach Verzug, in die eine oder andere Richtung gespannt werden.

Ich passte die Kotflügel an, sanierte den Tank von innen und gab die Blechteile zum lackieren. Hier tauchte dann die erste Schwierigkeit auf. Es gab keine Mischtabelle für das ab 1972 verwendete Blaumetallic. Ich bestellte im Internet einige Lackstifte, die mit der Farbbezeichnung Blaumetallic 033 angeboten wurden. Nur einer kam letztendlich in Frage. Der Rest war Schrott und irgendwas, aber sicher kein Blaumetallic von 1972. Jetzt konnte der Lackierer die Farbe nachmischen.

Solange die Teile beim Lackierer lagen, konnte ich mich anderen Dingen widmen. Der Motor wurde zerlegt, begutachtet, vermessen. Ich bestellte dementsprechend Teile, um ihn wieder zusammenzubauen.

Dasselbe geschah mit dem Getriebe und dem Kardan.

    

Ende November 2018 verlegte ich die Elektrik am Fahrgestell, verkabelte die Lampe und die Lenkerarmaturen und baute den Tacho ein. Da mein Bekannter einen originalen Tacho haben wollte, ließ ich den vorher überholen. Eine Woche und 700,-€ später war der fertig und konnte sich sehen lassen.

Dann war es Zeit, Motor, Getriebe und den überholten Kardan einzubauen. Alles lief glatt und stellte keine Schwierigkeiten dar.

 

Der Motor wurde mit Kolben, geschliffenen Zylindern, den überholten Köpfen, Anlasser und einer überholten Lichtmaschine komplettiert. Die Rotoren und Lichtmaschinen überholt ein älterer Herr am Rande der Eifel. Er wickelt neu und gießt alles in Harz ein. Das lohnt sich, will man nicht den Ausfall der Lichtmaschine riskieren.

Die elektronische Zündanlage durfte natürlich nicht fehlen. Das spart die meist ausgenuddelten Fliehgewichte und den Unterbrecher, der auch verschleißt. Wenn jetzt irgendein Originalitätsfanatiker meint, das eine elektronische Zündung nicht zeitgemäß wäre, dem wünsche ich viel Spaß beim Basteln im Dunkeln bei 8°Celsius und Regen.

Zwischenzeitlich bestellte ich in Ulis Motorradladen alle Bowdenzüge. Eigentlich hätte mich der Preis stutzig machen müssen. Was ich da geliefert bekam, war unter aller Sau. Die Aufnahmen für die Verstellschrauben der Lenkerarmaturen passten wohl nicht. So wurden sie kurz auf dem Schleifbock "beschliffen", mit Silberfarbe lackiert und so zu mir geschickt. Die Silberfarbe fand sich zudem auch auf den schwarzen Bowdenzughüllen wieder. Die Gaszüge waren ohne Verschraubungen für den Vergaserdeckel, obwohl sie auf dem Katalogfoto zu sehen waren. Die DZM-Welle war so dünn, die entsprach keineswegs dem Original. Das gesamte Paket bekam Uli zurück. Ich bestellte darufhin bei Siebenrock. Hier sind die Bowdenzüge doppelt so teuer, aber von vernünftiger Qualität. Einige Tage später rief der Qualitätsmanger von Ulis Motorradladen an, entschuldigte sich mehrfach und versprach Besserung. Wir werden sehen.

Ich montierte die überholten Vergaser, sämtliche Bowdenzüge und dann kamen die Lackteile. Wow, was für eine schöne Farbe.

Ich konnte es nicht abwarten und baute die Teile an. Der Tank bekam natürlich regenerierte Benzinhähne.

Nach der Montage der Sitzbank und Anbringung der originalen Aufkleber auf Koti und Sitzbank war die Maschine fast fertig.

Der Hauptständer bekam von mir noch eine besondere Kur. Eigentlich ist es eine nagelneue Nachfertigung, allerdings geht´s besser. Ich schneide den Ausleger ab, mit dem der Hauptständer runter geklappt wird. Dieses dünne 8 mm-Stäbchen verbiegt sich im Laufe der Zeit. Außerdem ist es stumpf auf das Rohr des Ständers geschweißt. Das reißt irgendwann ab. Ich bohre ein Loch durch das Ständerrohr, stecke ein 10mm-Rundstab durch, den ich auf entsprechende Länge geschnitten, und eine Seite auf der Drehbank abgerundet habe. Dann wird das Rundmaterial von allen Seiten verschweißt. Nun wird der Hauptständer wieder angebaut, der Rundstab erwärmt und so um den Auspuff gebogen, dass er nirgendwo anstößt und dieselbe Rundung wie der Auspuff hat. Dann geht er nochmal zum Strahlen und Pulvern. Endpreis des Ständers sind dann 300,- €, aber der Aufwand lohnt sich, weil er sehr lange hält.

Am 3.4.2019 fuhr ich mit der, auf einem Hänger verladenen, BMW zum TÜV und ließ ein Vollgutachten anfertigen. Ich hatte leider keinerlei Papiere. Der TÜV-Prüfer war begeistert, fuhr ausgiebig Probe, gab noch ein paar Hinweise, machte das Gutachten fertig und knöpfte mir 230,-€ ab. Davon allein 36,-€ für einen Anruf (!) bei BMW zur Feststellung der Richtigkeit der Fahrgestellnummer. Egal, ich war froh, dass ich das Gutachten bekommen hatte und nun endlich zulassen konnte.

  

Nun gings zur Zulassungsstelle. Es war Mitte April 2019. Ich übergab sämtliche Papiere einem Zulassungsdienst und fuhr mit meiner Frau nach Griechenland in den Urlaub.

    

Als wir Anfang Mai zurück kamen, war ich natürlich gespannt, ob alles geklappt hatte. Wer die Berliner Zulassungsstellen kennt, wird ahnen, wie das ausgegangen ist. Logisch, es hatte nichts geklappt und das Fahrzeug war nicht zugelassen. Angeblich können die mit dem Gutachten nichts anfangen. Aus ähnlichen Erfahrungen mit anderen Maschinen, habe ich gleich meinen Kumpel in Wandlitz beauftragt, die Maschine in Bernau zuzulassen. Der war 3 Tage später fertig und hat sie auf seinen Namen zugelassen. Da sitzen wenigstens noch Mitarbeiter, die ihr Fach verstehen. In Berlin sitzen nur noch Quereinsteiger, die keine Ahnung haben und völlig überfordert sind, wenn ein Vorgang mal nicht nach Vorschrift läuft. Nun fährt sie mit Barnimer Kennzeichen rum.

Ich konnte mich am 19.5.2019 auf die erste Probefahrt machen. Die verlief eigentlich gut, allerdings hatte ich ein artfremdes Geräusch vom Motor und die Vergaser waren noch nicht vernünftig eingestellt. Nach 60 km war ich wieder zurück.

Leider konnte ich mich so richtig drum kümmern, da wenig Zeit war. Mein Bekannter war aber entspannt und drängelte nicht wegen der Fertigstellung. Irgendwann im Juli 2019 ging es dann doch weiter. Ich wollte nochmal zu Peter Hanke fahren, damit wir gemeinsam nach der Ursache des Geräusches suchen konnten. Ich verbaredete mich mit ihm, kam aber nicht bis zu ihm hin. Sobald ich die Maschine startete und losfahren wollte, war sie nach etwa 10 Metern wieder aus. Nun war guter Rat teuer. Meine erste Idee ließ mich die Zündanlage im Verdacht haben. Ich baute den Tank ab und entfernte die Zündbox. Mit der fuhr ich zu Rolf Srech, der die Dinger vertreibt. Wir probierten die Box an einem seiner Motorräder aus und, siehe da, bei ihm ging sie gar nicht. Die Gegenprobe mit anderen Zündspulen unterstrich das Ergebnis. Er sagte zu, die Box einzuschicken. Merkwürdig nur, dass ich schon 60 km gefahren bin, ohne das es zu irgendwelchen Aussetzern gekommen ist.

In der Zeit kümmerte ich mich um das Geräusch. Es kam von der Vorderseite des Motors. Ich baute also die Lima und den Gleichrichter ab und entfernte den Steuerkastendeckel. Da sah ich schon das Dilemma.

Vom Antriebsrad für den Drehzahlmesser fehlten einige Zähne. Ich mußte also ein neues NW-Rad bestellen und die Nockenwelle ausbauen. Zum Glück habe ich sämtliches Werkzeug und kann die Nockenwelle am Fahrzeug ausbauen. Nach ein paar Tagen war alles wieder an Ort und Stelle und ich machte die nächste Probefahrt. Diesmal ca. 100 km ohne Probleme. Die Vergaser machten mir noch ein wenig Sorgen. Irgendwann waren sie aber zufriedenstellend eingestellt. Zu Hause kontrollierte ich nochmal mit den Unterdruckuhren. Ich fuhr noch eine Runde. Plötzlich fing sie an zu stottern und fuhr nur noch knapp 80 km/h. Was konnte das nun wieder sein ?

Die Zündanlage schloß ich aus. Vergaser auch. Ich sah mir die Benzinhähne an und tatsächlich, hier hatte sich noch etwas Kork von den Dichtungen abgerieben und im Sieb der Hähne gesammelt. So stand nicht mehr ausreichend Kraftstoff für höhere Geschwindigkeiten zur Verügung. Nach der Reinigung fuhr ich nochmal los. Diesmal ging es auf die Autobahn mit 120 km/h ohne Stottern.

   

Nun ist die BMW R 75/5 fertig und wird meinem Bekannten viel Freude machen. Ich gebe sie ihm ungern, weil ich sie für das hübscheste Motorrad halte, was ich gebaut habe.

Nach Ende der Probefahrten montierte ich einen neuen Auspuff. Ich fahre während der Einstellarbeiten immer mit einem "Dummy"-Auspuff rum, um der Gefahr zu entgehen, dass sich die Krümmer verfärben. Außerdem wünschte sich mein Bekannter noch polierte Vergaserdeckel. Die sollte er haben.

      

Noch ein abschließendes Wort zu den Kosten: ich habe für Ersatzteile ca. 6.000,-€ ausgegeben. Das hat mir ein wenig den Atem verschlagen. Die Preise für Ersatzteile sind aber innerhalb von 2 Jahren um mindestens 50% gestiegen. Fremdleistungen schlugen mit 3.000,-€ zu Buche. Wenn man bedenkt, dass es die 75/5 nicht mehr für 1.000,-€ an jeder Ecke gibt, kann sich jeder ausrechnen, was ihn ein solches Motorrad in Vollrestauration kostet. Allerdings kann man davon ausgehen, dass sie mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser ist, als sie 1972 vom Spandauer Band gerollt ist.

 

 

 

 

 

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