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BMW R 90S, Bj. 1976


Im Sommer 2020 machte ich mich an das nächste Projekt, eine R 90S, die ich als Fragment gekauft hatte. Diese Konvolut bestand aus dem Rahmen, der tatsächlich zu einer R 90S gehört, einem Motor, der augenscheinlich nur zusammen gesteckt war und einem Getriebe, das komplett Schrott war. Hier war das Gehäuse an mehreren Stellen ausgebrochen, der fünfte Gang praktisch nicht vorhanden, weil Zähne fehlten und, und, und...

Egal, mir war der Rahmen mit den Papieren wichtig. Verbaut war außerdem eine K100-Gabel, deren Gabelbrücken an den 90S-Rahmen angepasst waren. Das war nun wieder interessant, konnte ich die Gabel eventuell bei einem  meiner Umbauprojekte benutzen.

Brauchbar ist außerdem die Verkleidung.

Mein Spediteur, mit dem ich schon öfter zu tun hatte, lud das das Teilesammelsurium ab, sah mich mit großen Augen und fragte, was ich mit dem Haufen wolle. Ich sagte, dass er mal in 3 oder 4 Jahren vorbeikommen solle, dann würde er sehen, was draus geworden ist.

Auf Grund meiner Erfahrungen, gerade mit der blauen 75/5, wußte ich um die gestiegenen Ersatzteilpreise. Trotzdem wollte ich wieder kompromisslos restaurieren. Ich versuche, anhand einer Liste die Kosten nicht aus den Augen zu verlieren und bin auf das Ergebnis am Ende gespannt.

Sicher ist: 10.000,-€ reichen bei weitem nicht.

Nebenbei: der Einkaufspreis lag bei 900,-€
Ich will versuchen, in diesem Restaurationsbericht einmal auf die Kosten und zum anderen auf einige technische Dinge einzugehen. Die Restaurationsberichte unterscheiden sich ja kaum voneinander. Das wird für den Leser sonst langweilig.

Immer wieder werde ich von Leuten gefragt, warum eine Restauration oder eine Teilüberholung und der daraus resultierende Endpreis so hoch ist. Mich nervt es, zu hören, dass man für den Preis ja zwei oder 3 Maschinen bei Ebay-Kleinanzeigen bekommen würde. Richtig, die sehen aber nicht so aus, wie meine und sind auch nicht auf demselben technischen Stand. Also, liebe Nörgler: Ran an die Billigmaschinen und selbst perfekt restauriert. Am Ende ziehen wir einen Schlußstrich und rechnen zusammen.

Auf Grund der Kopie eines Kfz-Briefes, der in dem Teilekonvolut dabei war, konnte ich als Baujahr Mai 1974 ausmachen. Also ein Fahrzeug der ersten Serie mit Knubbelschaltern, ungelochten Bremsscheiben und leider "nur" in rauchsilberner Lackierung. Nur diese Farbe gab es bei der ersten Serie. Mir gefällt das Daytonaorange besser.

Da diesmal das Zerlegen nicht so aufwendig war, stand der Rahmen in kurzer Zeit "nackt" da und konnte, nachdem er vermessen war, zum Sandstrahlen und Pulvern geschafft werden. 300,-€ später war alles fertig und, wie immer, perfekt.




Weiter ging es mit dem Kardanantrieb. Ich hatte mir mal eine Tellerrad/Ritzel-Kombination auf der Veterama in Mannheim für 150,- € besorgt. Die kam jetzt zum Einsatz. Natürlich war, wie bei jedem gebrauchten Tellerrad, die Antriebsverzahnung hinüber. Es gibt etliche Anbieter, die die Verzahnung neu einschweißen oder gar die Zähne neu aufschweißen und passend fräsen. Die letztere Variante wird wohl von den Gespannfahrern favorisiert, weil die originale Verzahnung sehr weich ist.

Aber, egal für welche Reparaturvariante man sich entscheidet, 170,-€ stehen in jedem Fall zu Buche. Der nächste größere Posten für den Kardan sind sämtliche Lager und Wellendichtringe. Hier sind wieder 270,-€ fällig. Strahlarbeiten waren 30,-€. Materialpreis ohne Gehäuse sind 620,-€. 

Wenn man Pech hat, erwischt man einen Kardan, wo das Nadellager für das Ritzel mit einem Stift gesichert ist. Diesen Stift bekommt man nicht heraus. Da er hart ist, kann man ihn auch nicht ausbohren. Andere, wahrscheinlich frühere Ausführungen, haben eine Stiftschraube. Die bekommt man herausgedreht. Da ist das kein Problem. Bisher hatte ich immer Glück und Gehäuse mit Schrauben erwischt bzw. extra rausgesucht. Nun hatte ich aber langsam keine mehr.

Der einzige Weg ist, den Stift im Erodierverfahren zu entfernen. Mit Funkenerodieren kann man kleinste Materialabtragungen vornehmen. Mittels eines Funkens, der, ähnlich wie bei einer Zündkerze, von einer Elektrode auf das zu entfernende Material überspringt, wird das Material zum Schmelzen und Verdampfen gebracht. Vorteil ist die hohe Genauigkeit, Nachteil ist der geringe Materialabtrag und damit die Dauer des Verfahrens.

Ich sage hier nochmal dem Ingenieur von BMW meinen allerherzlichsten Dank, wie man sich so eine Scheisse ausdenken konnte. Warum, um Himmels Willen, muß dieses Lager überhaubt gesichert werden? Es kann nirgendwo hin. Reparaturunfreundlicher geht es kaum.

Da die Kardangehäuse noch beim Erodieren liegen, kann ich den Betrag nur schätzen. Ich denke, 100,-€ sind hier fällig. Das ist es mir wert, da alles andere Pfusch wäre. Ich möchte fast wetten, dass sich niemand auf dieser Erde mit dem Kardan solche Mühe gibt. Die meisten werden wohl das alte Lager drin lassen. Kann man machen, das ist dann aber nicht perfekt.

Nun wird es niemanden mehr wundern, das die Kardanüberholung allein mit fast 1000,- € berechnet werden muß.

Als nächstes kümmerte ich mich um die Räder. Ich wollte wieder ein fahrfähiges Fahrgestell haben, welches ich auch mal 14 Tage in eine Ecke schieben konnte. 

Hier trifft man auf die nächsten Schwierigkeiten. Die meisten Radnaben sind verschlissen und man kann die Lager aus 2 Metern Entfernung in die Lagersitze "werfen". Es war daher nötig, alle Naben zu vermessen und zum Aufarbeiten wegzugeben. Es gibt eine Firma in Deutschland, die bietet Übermaßlager bis hin zu 4/10tel Übermaß im Aussenring an. Dazu müssen die Naben angepasst und ausgedreht werden. Für beide Naben waren 150,- € fällig. Die 4 Lager kosten auch nochmal 200,-€. 


Speichen und Nippel waren knapp 100,-€. Felgen polieren auch nochmal 100,-€. Jetzt ging es ans Einspeichen. Blöderweise haben die Felgen meist alle eine Macke. Seitenschlag ist nicht dramatisch. Den bekommt man durch das Einspeichen hin. Probleme macht der Höhenschlag. Den bekommt man nicht weg. Das fährt beschissen, da man ständig ein Zittern in den Armen spürt. So war es auch bei der aktuellen Vorderradfelge. Ich probiere das aber erst einmal und werde u.U. doch einen neue Felge kaufen. Die Reifen, Schläuche, Felgenbänder und das Aufziehen kostet auch noch einmal 300,-€. Ich hatte zuvor noch neue Rundmuttern und Wellendichtringe beschafft. Die Rundmutten wurden zum Schnäppchenpreis von 50,- € pro Paar auf Ebay-Kleinanzeigen angeboten. Gut 900,-€ für die Räder waren bezahlt und dabei hatte ich die Naben und die Felgen aus dem Regal genommen.

Die Stoßdämpfer hatte ich auch aus dem Regal. Hier muss ich bei den ersten Probefahrten sehen, ob sie auch tatsächlich vernünftig ihre Arbeit machen. Auf der Werkbank sah es gut aus. Ich nahm sie auseinander, baute neue Federn und Zinkteile ein fügte alles zusammen.

Die Kardanwelle war inzwischen vom Kreuzgelenktausch (160,-€) zurück und wurde in die Schwinge eingebaut.

Ich konnte das Fahrgestell zusammen bauen.

Ach, Thema Telegabel: Die hatte ich vor Jahren schon überholt und stand im Schuppen in einer Ecke. Die brauchte ich nur einbauen-fertig.

Mit diesem rollfähigen Fahrwerk sind wir bei einer Summe von inzwischen mehr als 4000,-€

Noch Fragen ? 

Zwischenzeitlich kam der Kabelbaum. Kostenpunkt: knapp 300,-€

Den baute ich ein. Das dauerte auch eine Weile. Mir war einerseits die Verlegung nicht ganz klar, anderseits war der Kabelbaum deutlich zu lang und ziemlich starr. Ich werde den nächsten wohl wieder selbst bauen. Ich schnitt also etwa 20 cm im Scheinwerfer und 15 cm im Rücklicht ab. Irgendwann hatte ich auch die richtige Verlegung raus und schloß alles an. 

Und, wie es denn immer so ist, es funktioniert NICHT perfekt.


Die Schalter hatten andere Kabelfarben, als im Schaltplan, die Blinkerkontrolle ging nur als Dauerlicht, die Fernlichtkontrolle war gänzlich ohne Funktion usw., usw.

Die Kabel der Schalter auslingeln war ja problemlos. Schwierig wurde es bei der Blinkerkontrolle. Ich fragte im 2-Ventiler-Forum nach und tatsächlich meldete sich ein Mitglied, der den Fehler in den Blinkgebern kannte und  ihn auch reparieren konnte. Ich schickte ihm gleich drei Stück zu. Dann lohnt es sich wenigstens.

Nun wollte ich noch die Fernlichtkontrolle gangbar machen, stellte aber nach Öffnen des Instrumentes fest, dass ich hier ohne Neuteil oder wenigstens ein gut gebrauchtes Teil nicht zurecht kommen würde. Die Lampenkontrolleinheit war teilweise zerstört. Die trägt alle Lampen des Instrumentes und besteht aus dem Kunststoffteil, wo die Lampen drin sind und einer flexiblen Leiterbahnplatine. Die war unterbrochen und funktionierte  nicht mehr.

Im Netz werden Neuteile für 170,-€ angeboten. Hier stimmt m.E. das Verhältnis nicht. 

Wieder wurde ich Forum fündig und kaufte 2 Stück für jeweils 45,-€. Gebraucht natürlich, aber in Ordnung. Nach dem Zusammenbau funktionerte alles.

Als nächstes ärgerte mich der linke Lenkerschalter. Die Hupe wird hier über Masse betätigt. Dummerweise waren die frisch gepulverten Lenkerarmaturen aber so voller Farbe. das am Schalter keine Masse ankam. Also schliff ich innen die Farbe weg, um eine Masseverbindung mit dem Lenker herzustellen.




Einen Reparatursatz für den Hauptbremszylinder hatte ich schon. Ich baute ihn ein und montierte den Bremszylinder auf dem Rahmenrohr.

Der Rep.-satz für den HBZ kostet 80,-€, die Lenkerschalter jeweils 119,-, das Strahlen und Pulvern der Lenkerarmaturen 60,-€.

Langsam näherte sich Weihnachten 2020 und ich wollte vorher bestellen, um die Lieferungen vor den Feiertagen zu bekommen. Bekanntermaßen geht ja dann bis nach dem Feiertag der Heiligen drei Könige nichts. Etliche Anbieter sind in Bayern oder Baden-Württemberg ansässig, da ist wohl noch die ganze erste Januarwoche Sparflamme.

Ich bestellte einen Lager-und Dichtsatz für das Getriebe, Stahlflexbremsleitungen, diverse Bowdenzüge, Fußrasten, Griffgummis. Kostenpunkt: knapp 450,-€

Beim Zerlegen des Getriebes stellte massive Karies beim 5. Gang fest. Hier half nur ein kompletter Austausch der Zahnräder gegen gut gebrauchte. Kosten 150,-€



Ich hatte also genug über den Jahreswechsel zu tun. Bis hierher schlagen die Ausgaben mit 5000,-€ zu Buche. 

Wie ihr sehen könnt, ist die Hälfte der 10.000 € schon erreicht. Und es warten noch einige Dinge, wie Motorüberholung, Lackierung, Sitzbank etc. 

Eigentlich hatte ich alles für die Lackierung zusammen, nur keinen Tank. Bei Ebay wurde ich fündig und kaufte einen für 450,-€. Der Verkäufer war auf die, nach seiner Ansicht, gute Lackierung stolz. Naja, das kann man sehen, wie man möchte, bei mir landen die Tanks beim Strahler, schon um Überraschungen aus dem Weg zu gehen. Das klappte in dem Fall nicht wirklich gut. Der Sandtrahler rief mich an, ob ich wohl neuerdings in die Produktion von Küchenutensilien eingestiegen bin. Mir schwante Böses!

Der Tank war oben und an den Seiten wie ein Küchensieb zerlöchert. Komischerweise war er unten um die Benzinhahnanschlüsse noch gut. Das kannte ich sonst anders. Ich konfrontierte den Verkäufer mit dem Ergebnis. Der regte sich auf, dass ich den Tank nun versaut hätte, weil die Lackierung noch so schön gewesen wäre und dies das eigentlich wertvolle an dem Tank gewesen ist. Hä?


Ich bin etwas ratlos, da Schweißen ziemlich kompliziert ist und künstlerische Fahigkeiten erfordern würde. Ich habe momentan noch keinen Plan, was ich mache.

Und dann passierte etwas, was sicher jeden schon einmal geschehen ist, nur das es mich um etliche Tage zurück warf und Geld kostete.

Beim Suchen nach einem Ersatzteil gab ich in den Computer die Fahrgestellnummer ein. Wie oben beschrieben, glaubte ich an ein Fahrzeug der ersten Serie musste aber feststellen, dass der Computer ein Baujahr Mai 1976 ausspuckte. Shit, also waren die bereits montierten Knubbelschalter, die Lenkerarmaturen und die ungelochten Bremsscheiben falsch. Da hatte ich blind einer Fahrzeugbriefkopie vertraut.




Was für ein Mist. Das bedeutete, ich mußte alles wieder umbauen. Die Armaturen konnte ich für mein nächstes Projekt gebrauchen, aber ich mußte mir natürlich die passenden Armaturen und Schalter besorgen.

Da ich zum Glück über einen großen Fundus an Teilen verfüge, konnte ich mir entsprechendes Material zusammen suchen. Leider war alles unaufgearbeitet. Es war die letzte Woche vor Weihnachten 2020. Also mußte ich schnell mit dem Pulverbeschichter telefonieren, der sagte zu, die Teile noch in dieser Woche zu bearbeiten. Vorher zum Sandstrahler, die Teile strahlen lassen und rüber zum Pulverbeschichten. Am Mittwoch, den 23.12.2020 holte ich die perfekt bearbeiteten Teile wieder ab. Ich konnte mich über den Jahreswechsel also mit dem Umbau beschäftigen.

Nun hatte ich nur noch das Problem der fehelenden Schalter. Einen linken hatte ich vor einiger Zeit schön günstig erworben. Es war sogar ein Neuteil.




 

Es fehlte der rechte Schalter. Bei einigen Händlern fand ich welche, alle gebraucht in gutem Zustand aber zu einem unglaublichen Preis: 275,-€ wollen die dafür. 

Ich versuchte in einem Forum, welches sich mit den alten Boxern beschäftigt, fündig zu werden. Das ist mühselig, da es in diesen Foren diverse Leute gibt, die nix zu tun haben und viel schreiben, aber eigentlich nichts zu sagen haben. Zum Beispiel wies einer der User darauf hin, das es 2 verschieden Ausführungen gibt, einmal mit langen und einmal mit kurzen Kabeln. Gut, danke. Auf meine Frage, ob er mir den mit den kurzen Kabeln verkaufen kann, teilte er mit, dass er ja gar keinen hätte. Ein anderer schrieb, das er die Schalter an seiner Maschine dran hätte und man müsse bei der Ausführung ohne Flügel sehr lange Finger haben, um ihn zu bedienen. Meine Herren, wen interessiert das? Die Diskussion ging weiter, ob es nun /6- oder /7- Ausführungen wären und ab wann die angebaut wurden. 

ICH WOLLTE NUR EINEN SCHALTER KAUFEN!!!

Ich machte im Forum einen weiteren Thread auf, in der Hoffnung, das sich die ganzen klugen Menschen im ersten Thread auslassen. Dieser erste Thread war innerhalb von 2 Stunden unbrauchbar, weil niemand mehr erkennen konnte, um was es eigentlich ursprünglich ging.

Tatsächlich schrieben mich 2 Mitglieder an, die jeweils solch einen Schalter in neu zu verkaufen hatten. Na bitte! Einer kostete 159,-€ und einer 65,-€. Ich nahm beide. Wer weiß, wofür es mal gut ist.

Ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen.






Allerdings ging die Montage nicht ohne Probleme ab. Der Killschalter funktionierte nicht und drehte sich ohne Wiederstand. Damit war klar, dass irgendwo eine Feder raus sein musste. Ich hatte zum Glück noch einen alten zerlegten Schalter da. Dort konnte ich abgucken. Tatsächlich war eine federbelastete Kugel weg. Ich baute eine andere Kugel ein und der Schalter funktionierte wieder. Das dauerte insgesamt eine Stunde. Also auch nichts, was mal eben im Vorbeigehen gelöst wird.

Nun ging es an die Kabelverlegung im Inneren des Scheinwerfers. Blöderweise sind bei der Ausführung mit dem Lichtschalter linke Lenkerseite die Zündschlösser unterschiedlich. Es gibt nur 3 Schalterstellungen Aus-Standlicht-Zündung ein. Das Licht wird über ein zusätzliches Relais geschaltet. Bei Schaltung ohne extra Lichtschalter gibt es noch 2 Schalterstellungen mehr Zündung an mit Standlicht und Zündung an mit vollem Licht.

Da ich auch mehrere Zündschlösser rumliegen habe, fand ich ein passendes. Eigentlich ist lediglich die Kontaktplatte eine andere und hat einen kleineren Ausschnitt, der nur 3 Schalterstellungen zulässt.


 


Wie ihr seht, war das Zündschloß stark korrodiert. Ich bördelte es auf, entnahm die Kontaktplatte, die Kontakte, die Drehplatte, sowie den Schlosseinsatz. Ich wollte nicht nur reinigen, sondern auch auf den passenden Schlüssel umbauen. 

Ich warf alles in mein Ultraschallbad und reinigte die Einzelteile auch mechanisch mit Hilfe eines Dremels. Nachdem ich ein weiteres Schloß auseinander genommen hatte, konnte ich die kleinen  Schlossplättchen so einbauen, dass der Schlüssel passte. Ich hatte ja beim Schlüsseldienst meines Vertrauens schon 107,- bezahlt, um alle Schlösser gleichschließend umbauen zu lassen. Ich glaube, mich hat der gesamte Schlossumbau mit aus- und einbauen im Fahrzeug 3 Stunden gekostet. Nun funktionert es aber, wie es sein soll.

Das nächste Problem war Kupplungs- und Bremslichtschalter. Die hatte ich noch rasch in der Weihnachtswoche bestellt und sie waren tatsächlich am Heiligen Abend da. 

Der Kupplungsschalter verhindert, dass man bei eingelegtem Gang den Motor starten kann, wenn man nicht die Kupplung gezogen hat. Da sich in der rechten Armaturenseite genau so eine Schalteraufnahme befindet, dachte ich, dass Kupplungs- und Bremslichtschalter dieselben Schalter sind und eben auf der rechten Seite für das Bremslicht zuständig ist. 

ich verkabelte alles und probierte aus. Das Bremslicht hatte nun Dauerlicht. Mist, woran lag das nun wieder ?




Die Ausparung im Bremshebel verhindert das Betätigen des vermeintlichen Bremslichtschalters. 

Jetzt wurde mir klar, warum die bei BMW einen hydraulischen Schalter am Hauptbremszylinder vorgesehen hatten. Der schaltete nun das Bremslicht. Ich testete in auf Durchgang. Alles war in Ordnung und ich konnte ihn verkabeln.

Zwischendurch kam mein Nachbar, ein netter Kerl, allerdings etwas hektisch und verspielt. Der hatte nichts besseres zu tun, als mit Gewalt die Bremse zu betätigen, die ich gerade fertig gebaut hatte. Leider steckte noch die Fühllehre drin, mit der man den Bowdenzug einstellt. Das Ding war hinterher schön verbogen. Das kostet ihn wenigstens 2 Bier !!!



Nachdem das Bremslicht funktionierte stand ich vor dem Problem, die beiden neumodischen Schalter mit dem Kabelbaum der ersten Serie zu verheiraten. Einige Schaltungen unterscheiden sich von den späteren Modellen. Bei der ersten Serie gab es beispielsweise keinen Killschalter. Der mußte also nun noch eingebunden werden. Nach ein wenig Überlegung war auch das vollbracht, ebenso die einwandfreie Funktion des Kupplungsschalters in Zusammenarbeit mit dem Leerlaufschalter. Es war der Neujahrstag 2021. Ich wollte schon viel, viel weiter sein.




Als Nächstes widmete ich mich dem Getriebe. Hier hatte ich schon Ersatz für die kariösen Zahnräder beschafft, wollte aber noch die Buchsen für die Zahnräder wechseln, da mir das Kippmoment zu hoch war. Die Buchsen gibt es neu zu kaufen, kosten nicht einmal 90,-€ und die Anschaffung lohnt sich. 

Mitte Januar konnte ich das Getriebe zusammenbauen und weglegen. 


Weiter ging es mir dem Motor. Irgendwer hatte unter dem Gewindestutzen für den Peilstab ein Loch gebohrt und ein Gewinde reingeschnitten. Vermutlich saß da mal ein Geber für ein Öldruckinstrument drin- ich weiss es aber nicht genau. Es sollte aber zu und musste deswegen geschweisst werden. Zu zwei abgebrochenen Kühlrippen vom Zylinder kam also der Motor hinzu und kostete knapp 300,-€.

Wösner-Kolben besorgen, Zylinder schleifen schlugen mit 600,-€ zu Buche.

Neue Lager für die Kurbelwelle, Steuerräder und -kette, Wedi´s, Kupplung und Dichtungen wurden beschafft. Nun konnte ich alles zusammen bauen und war Anfang Februar fertig. Es gab ein kleines Problem mit den Anlaufscheiben der KW zum einstellen des Axialspiels. Hier musste ich mehrfach probieren und neue Scheiben ordern. Am Ende passte alles.


Jetzt konnte alles in das Fahrgestell gebaut werden.




Nun ging es an die Vergaser. Leider hatte ich nur den für die linke Seite. Mit Rolf machte ich einen Deal und legte im für den rechten Zerstäuber ein Paar 40er Dellortos hin. Ich konnte mit denen sowieso nix anfangen, daher war es mir egal.

Bei Stein-Dinse wollte ich das komplette Innenleben neu bestellen. Bei 200,-€ je Seite hörte ich auf. Das macht kaum Sinn, zumal ich mit bestellen noch nicht einmal fertig war. 

Für knapp 300,-€ pro Seite gibt es die passenden Dellortos neu zu kaufen. Man muss sich nicht mit mit irgendwelchem ausgeklapperten alten Scheiß rumärgern, wenn man die original neu bekommt.



Inzwischen waren Tachowellen wieder lieferbar. Ich orderte die gleich zu den Choke- und Gaszügen mit. 

Ich baute die Züge und Wellen ein. Es war inzwischen der 28.Mai 2021. 

Ach, da war ja noch der Tank. Den hatte ich doch strahlen lassen und war über den Zustand schockiert. Meine Recherchen im Internet ergaben, dass man sowas durchaus von innen so versiegeln kann, dass der Tank dicht ist. 

Ich besorgte also bei WagnerChemie entsprechende Chemiekalien, um den Kraftstoffbehälter erst einmal zu reinigen. Da er aber soviele kleine Löcher hatte, bekam er ein Vollbad. Zwischendurch wurde er immer wieder mit Aceton gespült. Ich hatte 60 Liter gekauft. Das reicht vermutlich bis an mein Lebensende. 

Dummerweise passierte ein Missgeschickt.

Die recht agressive Chemie fraß mir bei dem Vollbad tatsächlich die Gewindegänge der Benzinhahnstutzen weg. 

Das Unheil nahm also kein Ende.

Jetzt war ich soweit und wollte das Ding in den Müll geben.

Zufälligerweise stolperte ich über eine Anonnce bei Ebay-Kleinanzeigen. Dort bietet jemand seine Dienste für Tanksanierungen an und spricht dabei von künstlerichen Fähigkeiten. Das imponierte mir ich rief ihn an. Ein netter Mensch Sachsen erklärte, was er alles machen würde und welche Möglichkeiten er hatte. Wir einigten uns darauf, dass ich den Tank zu ihm schicken würde und wir dann nochmal telefonieren müssten.

Gesagt, getan, der Tank ging auf die Reise. Das war Ende Januar 2021.

Wie besprochen, rief er auch nochmal an, sagte, dass er das schweißen könne, es hinterher versiegeln würde und anschließend seinem Lackierer zum Grundieren geben würde.

Kostenvoranschlag zwisen 350,- und 450,-€. Okay, dachte ich, besser als keinen Tank zu haben.

So Mitte April dachte ich, man könne ja mal anrufen und fragen, wie der Stand der Dinge wäre. Ich probierte, ihn zu verschieden Tageszeiten unter 2 Telefonnummern zu erreichen. Ohne Erfolg. Ich schickte ihm WhatsApp- und Telegramnachrichten. Ich sendete Mails, sowohl über Ebay-Kleinanzeigen als auch über seine Homepage. Ohne Erfolg.
Nach 4 (!) Wochen hatte ich die Schnauze voll und drohte ihm per Mail mit einem Anwalt. Innerhalb von 30 Minuten kam die Antwort. Wie ich denn dazu käme, nur weil er sich nicht melden würde, gleich mit dem Anwalt zu drohen. Hä?

Er würde ja wohl auch mal in den Urlaub fahren dürfen. Ja natürlich darf er das. Trotzdem muss man sich nicht stumm stellen. Eine kurze Reaktion per Telefonat, die eventuell 15 Sekunden gedauert hätte, kann ich wohl erwarten. 

Jedenfalls meinte er, das er evetuell den Tank noch in der dritten Maiwoche fertig bekommen würde. Heute ist der 1. Juni und kein Tank ist in Sicht.

So langsam ist es mir egal. Ich gab noch mal eine Suchanzeige im 2-Ventil-Forum auf und habe jetzt sogar 2 Tanks, die in Ordnung sind. Kostenpunkt jeweils 500,-€

Nun konnte ich die ganzen Lackteile zum Lackierer schaffen.

Damit ist die Maschine fast fertig. Ich freu mich schon drauf.

Aktueller Ausgabenstand: Über 11.000,-€

25.6.2021: Die Lackteile sind fertig!!!



Die sehen Klasse aus.

Ich orderte noch eine neue Windschutzscheibe, eine Instrumententafel, diverse Gummis für die Sitzbank, einen Anbausatz für die Scheibe, Spiegel, Embleme für Tank und Sitzbank und eine komplette Auspuffanlage.

Den Hauptständer baute ich auch noch um. Jeder, der meine Restaurationen kennt, weiß, welchen Aufwand ich hier betreibe, um die Ständer brauchbar zu machen. Ich schneide den 8mm-Draht, der zum Herunterdrücken des Ständers dient, ab, da er meist recht schnell verbiegt. Dann bohre ich ein Loch durch das Ständerrohr und verschweiße eine 12mm-Stange auf beiden Seiten. Dann montiere ich den Ständer, erwärme die 12mm-Stange und biege sie sauber um den Auspuff. Danach wird alles wieder abgebaut, zum Strahlen und Pulvern gebracht.

Bis der fertig ist, dauert es noch etwas, so widme ich mich den Lackteilen und komplettiere sie.

Kostenpunkt bis jetzt: Knapp 13.000,-€. Ihr seht, man darf sich nicht wundern, wenn man für solch eine Maschine in diesem Zustand knapp 20.000,-€ verlangen muss.

Übrigens ist der Tank von diesem merkwürdigen Zeitgenossen immer noch nicht wieder zurück. Wir haben Ende Juni, 5 Monate sind ein starkes Stück!

Der Hauptständer ist zurück und funktioniert perfekt.



Und hier ist das fertiggestellte Ergebnis. Am 12.7.21 hat die Maschine ihre ersten Töne von sich gegeben











Es sind noch Kleinigkeiten zu machen, wie Bremse entlüften, Einstellarbeiten an den Vergasern und die Stoßdämpfer sind zu weich.

12.616,23 € habe ich bis jetzt ausgegeben. Wenn ich noch neue Dämpfer brauche, kommt noch was dazu. Und ein Vollgutachten muss ich auch machen lassen. 

Es hat Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Ich widme mich nebenbei schon dem nächsten Projekt: Eine 75/5 US-Version.

Ach ja, der Tank ist immer noch nicht da. Also, wer mit langer Wartezeit und fehlender Kommunikation umgehen kann, dem sei 

Fahrzeugtechnik Seifert

empfohlen.









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