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Paralell zur R 90S erwarb ich ja auch eine R 75/5 von 1970. Auch bei dieser Maschine handelt es sich um eine frühe Ausführung. Die ersten /5-Modelle unterschieden sich durch Kleinigkeiten von den späteren. Wichtigstes und sichtbarstes Merkmal waren die fehlenden Chromseitenblenden. Der Heckrahmen hatte nicht einmal Laschen dafür. Da ich es recht schade fand, ohne die hübschen Seitenteile rumzufahren baute ich zum Schluß doch welche ran, befestigte sie aber mit dünnen Kabelbindern. So können sie jederzeit entfernt werden und ich habe am Rahmen auch keine angeschweißten Laschen. Weiterhin ist der Aufbockgriff etwas eckiger, als bei den späteren Fahrzeugen. Solch einen Griff kannte ich bisher nur vom Hörensagen. Jetzt hatte ich sogar eine komplette Maschine dazu. Ich wollte diesen Griff neu verchromen lassen. Auf dem Foto sieht man oben die ältere Ausführung.

Vergaserseitig gab es auch Unterschiede. Die frühen Modelle bis Januar 1971 hatten noch die Vergaser mit der Bezeichnung 64/32/3 bzw 4. Abgesehen von den fehlenden Unterdruckanschlüßen, war auch die Chokemechanik eine andere. Diese Ausführung funktionierte mit einer inneren Rückholfeder und flexiblen Bowdenzügen. Die späteren Vergaser hatten starre Züge. Also versprach auch diese Restauration interessant zu werden.

Der Verkäufer hatte ja den 90S-Motor und alle Blechteile in das 75/5-Fahrgestell eingebaut, was mich erst vermuten ließ, das irgend etwas mit den Rahmen nicht in Ordnung war. Aber, ich habe auch den 75/5-Rahmen vermessen und keinen Verzug feststellen können. Ich wollte darüber auch nicht weiter nachdenken, da ich mich genug über die Vorgehensweise des Verkäufers geärgert habe. Hierzu bitte im 90S-Bericht nachlesen.

Es konnte also auch hier zügig an die Restauration gehen. Ich zerlegte wieder alles, schaffte die Teile zum Sandstrahlen, um den Rahmen, den Heckrahmen und die Schwinge zum Pulvern vorzubereiten. Am Heckrahmen mußte eine abgebrochene Lasche für die Schutzblechbefestigung angeschweißt und am Rahmen eine Gewindebuchse für die Auspuffhalterung erneuert werden.

  

Nach dem Pulvern ging es an den Zusammenbau. Zunächst wurden Heckrahmen, Schwinge und Dummy-Stoßdämpfer montiert, da die originalen Dämpfer noch nicht fertig waren.

Weiter ging es mit der Zerlegung und Überholung der Telegabel. Ich hatte mir angewöhnt, alle Gummi- oder Kunststoffteile vom Innenleben der Gabel zu erneuern, da sie meist bei der Demontage von allein zerbröselten. Außerdem gibt es grundsätzlich neue progressiv gewickelte Federn von Wirth, meist noch mit Buchsen zur Erhöhung der Federvorspannung. Die alten Federn sind nach 40 Jahren so lasch, dass ich schlechte Laune kriege, wenn die Maschine beim Abbocken schon 10 cm tief einfedert.

    

Sämtliche Verschraubungen, die obere Gabelbrücke und viele Kleinteile mehr wurden gestrahlt und neu verzinkt. Die Lampenohren waren schon fertig lackiert. Leider fehlte mir bis dahin noch eine Lampe. Die war beim Kauf leider nicht dabei.

Ich überholte natürlich wieder den Kardan, wobei dieser noch in recht gutem Zustand war. Tellerrad und Ritzel waren tadellos, selbst die Mitnehmerverzahnung war in Ordnung. Ich nahm alles auseinander, baute den Kardan mit neuen Lagern wieder zusammen, distanzierte alles genau aus, zerlegte ihn erneut, ließ das Gehäuse strahlen und baute das Ganze inclusive neuer Dichtungen und neuer Bremsbacken  endgültig zusammen. Vorher hatte ich schon sämtliche Schrauben, Bremshebel, Entlüftungen etc. zum Strahlen und Verzinken gegeben. Nun war auch der Kardanantrieb bereit zum Einbau in die Schwinge.

    

Die Felgen waren inzwischen fertig vom Polieren. Ich kaufte neue Speichen und ließ die Räder neu einspeichen. Die Reifen und Schläuche hatte ich schon da. Es war einen Tag vor Weihnachten 2014 und ich wollte das Fahrgestell noch rollfähig haben. Mein Motorradspezi in der Ostseestr. war schon beim Ausfegen und wollte die Reifenmaschine nicht nochmal anwerfen, also flitzte ich zu Reifen.com. Die zogen mir die beiden Reifen noch schnell auf. Die Polierarbeiten an den Stoßdämpferhülsen und den Blinkern waren auch abgeschlossen, so dass ich wieder ein Stück weiter kam.

   

Jetzt kümmerte ich mich noch um Teile der Elektrik und einigen Kleinkram, wie hintere Fußrasten, den Lenker usw. Leider konnte ich die Elektrik nicht fertig stellen, da ich zwar inzwischen eine Lampe hatte, die aber noch beim Lackierer lag. Der hatte bis Mitte Februar Urlaub. Naja, egal. Die Maschine sollte sowieso erst im Frühjahr fertig werden. Die Lampe hatte ich bei Ebay ersteigert und wurde dort als komplette Lampe incl. überholtem Tacho, Zündschloß, Lampenring und Glas angeboten. Das Ensemble habe ich für 320,- € geschossen. Das ist ein guter Preis, wenn man bedenkt, das ein Nachbau-Tacho 300,- €, ein Glas fast 50,- € und ein Zündschloß etwa 120,- € kostet. Selbst, wenn einige Teile nicht zu gebrauchen sind, wie der Lampenring oder die Schloßmechanik, hat es sich trotzdem gelohnt. Ein aus Neuteilen ( bis auf den Lampentopf ) zusammen gebauter Scheinwerfer kostet locker das Doppelte.

    

Ich hatte ja schon Mitte Dezember die Teile für den Zusammenbau des Motors bestellt, so das ich hoffte, ihn über die Feiertage zusammen zu bauen und ins Fahrgestell einhängen zu können.

Aber ich kümmerte mich erst um das Getriebe. Zerlegen, Gehäuse strahlen, neu lagern, Federn ersetzen, Schaltung einstellen, ausdistanzieren gingen flott von der Hand, da ich es ja nicht zum ersten Mal machte. Lediglich das Kichstartersegment mußte ich ersetzen, da es arg verschlissen war. Alles andere war noch gut beinander.

Nun ging´s aber an den Motor. Ich hatte ihn schon zerlegt und strahlen lassen. Man muß wissen, das die ersten Motorgehäuse relativ leicht zum Reissen neigen, offensichtlich hat BMW die Belastung des Materials unterschätzt. Später waren die Gehäuse verstärkt und somit auch stabiler. Einigen Rissen kommt man nur mit Tricks auf die Spur. Dazu wird das Gehäuse gleichmäßig erwärmt ( ich benutze dafür unseren heimischen Backofen - danke an meine Frau für ihre unerschöpfliche Geduld ). Bei der Ausdehnung durch die Wärme sieht man auch eventuelle Risse. Klassiker sind hier der schmale Steg zwischen Nockenwellenlagerbohrung und Lagerschildaufnahme der Kurbelwelle. Aber es war alles in Ordnung. Also konnte ich zusammenbauen.

        

Lagerschale hinten einsetzen, Kurbelwelle und Nockenwelle montieren, vorderes Lagerschild einsetzen, Axialspiel ermitteln und einstellen, Steuerrad + Kette anbauen, Kettenspanner montieren, Elektrikdeckel aufsetzen, Lima draufschrauben, alles schon mehrfach gemacht. Leider mußte ich mich aus Ermangelung von /5-Lichtmaschinen, die auch nicht mehr lieferbar sind, wieder mit einer /6-Lima behelfen. Wie ich einer meiner vorherigen Restaurationen schon beschrieben habe, muß dafür auch der Elektrikdeckel getauscht werden, da beide Limas unerschiedliche Durchmesser haben. Ich montierte noch den hinteren KW-Wellendichtring und die Schwungscheibe und damit war der Motor schon bereit zum Einbau.

   

Dann war erst einmal Pause angesagt, da mir noch ein paar Teile fehlten und der Lampentopf noch nicht da war. Den bekam ich tatsächlich Anfang März.  Zum selben Zeitpunkt brachte ich die restlichen Lackteile zum Lackierer. Diesmal sollte es nicht so lange dauern, versprach er. Ich orderte schon mal Auspuff und Krümmer und beschäftigte mich mit den Vergasern. Hier wurde auch zerlegt, glasperlgestrahlt, ultraschallgereinigt, alle äußeren Stahlteile verzinkt und wieder zusammengebaut.

    

Nun war es soweit, den Auspuff und die Vergaser anzubauen.

    

Am 20.4.2015 waren die Lackteile fertig. Der Lacker hatte sein Versprechen gehalten. Na klar war ich heiss drauf, die Teile auch anzubauen. So machte ich mich gleich ans Werk. Bis dann alles passt und auch mittig sitzt, dauert es auch eine gewisse Zeit, aber endlich war es dann gelungen. Ich finde es schäbig, wenn man sich soviel Mühe gibt, dann von hinten drauf guckt und der Koti steht nicht in der Mitte. Auch da bekomme ich schlechte Laune. So etwas habe ich selbst in Museen schon angeboten bekommen.

    

Den Tank konnte ich leider noch nicht endgültig montieren. Ich hatte noch keine passenden Gasbowdenzüge. Es gibt bei Ullis Motorradladen welche die sind 8 cm länger, als normal und welche, die sind 30 cm länger, als normal. Die 8 cm sind für den amerikanischen Lenker, den ich immer draufbaue, da der normale Lenker nicht fahrbar ist, zu kurz. Die 30 cm sind aber deutlich zu lang. Es gab sonst immer welche. die waren 15 cm länger und passten genau. Die sind aber im Moment nicht lieferbar. Also mußte ich mich mit Zügen der R 100 GS behelfen. Die wollte ich erst noch ordern.

Trotzdem montierte ich den Tank mit falschen Benzinhähnen. Warum ich die Hähne drangebaut habe, weiß ich nicht. Wahrscheinlich der Vollständigkeit halber. Diese montierten Hähne hatte ich in Mannheim als überholt mit neuen Dichtungen usw. erworben. Allerdings passten die vom Aussehen nicht bei meiner Restauration ran. Sie hatten eine schöne Patina, aber meine Maschine war ja komplett sauber gestrahlt. Somit mußte sich das auch bei den Benzinhähnen fortsetzen. Da ich aber sowieso eine /5 zur Instandsetzung da hatte, bei der Korkuma-Hähne verbaut waren, wollte ich die dann daran bauen, da der Besitzer auch Wert auf Originalität legt. Dazu mußte ich für meine gestrahlten aber erst neue Dichtungssätze ordern.

   

Aber ich konnte schon die Knieschutzgummis ankleben und den Tankdeckel anbauen. Schlußendlich fehlte noch eine neue Sitzbank, die nun auch an ihrem Platz ist. Ich bekam eine elektronische Zündanlage der Firma Sachse, die ich sofort einbaute. Leider war das Steuerteil defekt. Auch das von der parallel restaurierten R 90S hatte eine Macke. So musste ich beide Teile wieder zurückschicken. Ich ließ die Maschine kurz mit dem originalen Unterbrecher laufen und musste mit Schrecken feststellen, dass sie wie ein Sack Schrauben lief. Mist, damit wollte ich mich aber später beschäftigen, schließlich hatte ich ändere Pläne. Wie schon im Bericht über die 90S verfasst, wollte ich einen neuen Schuppen bauen, also wanderte das Projekt 75/5 erst einmal ins heimische Wohnzimmer. 

Das der Bau des Schuppens so lange dauern würde, hätte ich unterschätzt. Irgendwann war der Schuppen fertig und meine Frau drängte mich, das Motorrad wieder aus dem Wohnzimmer zu entfernen. Ich schob sie ( das Motorrad ) in den Schuppen, deckte ein Tuch drüber und das war‘s. Das war im Herbst 2015. Warum ich mich nun so lange nicht damit beschäftigt habe, hatte verschiedene Gründe. In erster Linie fehlte mir die Lust, hinzu kamen andere Projekte, wie beispielsweise eine BMW K1, die ich komplett restaurierte.

Zwischenzeitlich leistete ich mir eine R 1200 GS Adventure, die ich auch noch auf die 30-Jahre-Edition umbaute, sowie ein K1-Gespann.. Ich musste mich um die MZ meines Zahnarztes kümmern und bekam eine 75/5 zur Reparatur, die schlecht lief. So verging die Zeit, so dass ich nun erst, im Februar/März 2018, zum Weitermachen komme.

   

Die Steuerteile der Zündanlage waren längst zurück und ich konnte es einbauen. Natürlich kontrollierte ich vor der Inbetriebnahme noch einmal alles. Hier würde dann auch schnell klar, warum die Maschine vor 3 Jahren so schlecht lief. Der Geber der elektronischen Zündung, welcher auf der Lichtmaschine angebracht wird, war ein wenig zu hoch. So nahm ich vom Gehäusedeckel etwas Material weg und hoffte, somit das Geräusch zu eliminieren.

Nun kam die Stunde der Wahrheit. Zündfunken war da, Sprit lief in die Vergaser, also los ! Und tatsächlich, nach einigen Umdrehungen des Anlassers lief die BMW. Auf der linken Seite war zwar lautes Ventilklappern hörbar, das ließ sich aber durch Einstellung des Ventilspiels beheben. Alles andere klang so, wie es bei einer BMW eben klingt. 

Ich lud die Maschine in mein Auto und stellte sie beim TÜV vor. Den erhielt ich anstandslos. Nun konnte ich zulassen. Leider ist die Berliner Zulassungsbehörde nicht in der Lage, zügig und ohne Probleme zu arbeiten. Hatte ich das Drama schon kurz zuvor bei der Zulassung eines neuen Rollers für meine Frau erlebt, schwante mir nun auch wieder Böses. Und ich sollte recht behalten. Die konnten mit dem alten Brief von 1970 nichts anfangen, obwohl dort schon Schlüsselnummern drin standen und die einfach nur ihre Computerdatenbank hätten befragen müssen. Nein, es führte kein Weg rein. Ich vermute, dass es am Unvermögen oder auch an der Unlust der Mitarbeiter lag, dass es nicht klappte. Das dieses ganze Prozedere auch noch 3 Wochen dauerte, war umso ärgerlicher. Ich hatte die Nase voll, rief einen Freund außerhalb von Berlin an, drückte im die Papiere in die Hand und er kam einen Tag später mit dem Kennzeichen und der Zulassung zu mir. Das hat bei ihm nicht einmal eine Stunde gedauert. Jetzt fahre ich zwar mir einem Barnimer Kennzeichen rum, das ist mir aber egal.

Jetzt konnte ich endlich eine Probefahrt machen. Der erste unangenehme Punkt waren die Spiegel. Ich hatte die lange Ausführung verbaut. Durch den hohen Lenker rutschen die jetzt aber in eine solch ungünstige Position, das man eigentlich nichts mehr drin sieht. Hier wollte ich die kurzen montieren. Desweiteren liessen sich die Vergaser schlecht justieren. Ich entschied mich für die Vergaser aus der 2. Serie mit der Bezeichnung Bing 64/32/9 bzw. 10.

Wieder zu Hause angekommen, suchte ich mir die Gemischaufbereiter raus, reinigte sie und baute sie mit neuen Dichtungen, Membranen und Düsen zusammen. Ich tauschte sie an der Maschine aus und siehe da, die liessen sich viel besser einstellen und nun läuft die Maschine auch sehr sauber. Irgendwie lief der rechte aber immer über, so mußte ich ihn noch einmal zerlegen, nachdem die Justierung des Schwimmers keinen Erfolg brachte. Es stellte sich heraus, das das Schwimmerventil defekt war. Ich tauschte es aus und alles war perfekt. Die kurzen Spiegel trudelten irgendwann ein, die Montage war problemlos. Eines störte mich nun noch sehr. Die nachgefertigten Benzinhähne waren Scheiße. Entgegen meines Vorhabens hatte ich diese erworben. Sie kosteten 110,- €, sahen von aussen recht gut aus und schienen komplett. Die hatte ich schon beim montieren des Tanks vor 2 Jahren mit dran gebaut. Sie liessen sich aber nicht mehr vernünftig bewegen, da scheinbar die Gummidichtung ( ja Gummi, kein Kork ) aufgequollen war. Ich hatte Angst, den Hebel abzubrechen, so schwergänging waren die. Ich telefonierte mit der Firma Niedermeier. Der hatte vor Jahren alle Reste der Firma Everbest aufgekauft und hat jede Menge Ersatzteile und neu gefertigte Dichtungen. Ich klagte ihm mein Leid und er lachte über mich, weil ich auf die "schönen" Nachfertigungen aus Fernost reingefallen bin. Er empfahl mir, die Dinger in die Tonne zu hauen und originale zu überholen. Ich bestellte alle nötigen Teile bei ihm, überholte 2 gebrauchte Hähne und bin nun sehr glücklich mit dieser Arbeit. Naja, man kennt das ja: wer billig kauft, kauft 2 mal. Wenn ich damals schon gewußt hätte, das der Mist aus Fernost kommt, hätte ich die Finger davon gelassen.

Die nächste Probefahrt war nun angesagt und verlief problemlos. Somit ist die BMW fertig gestellt, kommt nummerngleich und mit dem alten Kfz.-Brief daher, sieht gut aus und läuft einwandfrei.

    

 

 

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